„Fehler dieser Anschlag. Dumm gelaufen.“
Rammjäger ein Theaterstück
Rammjäger ein Theaterstück
Marie Schütte als Ramona in der Inszenierung von Carola von Seckendorff
Rammjäger
Ein Monolog
1 D, keine Dek.
 U Der kleine Bühnenboden Münster 2014

Ramona, 17, macht eine Lehre als Friseurin. Ihr ist langweilig. Früher ist mal zu den Gruppentreffen der SDAJ und der Kolping­jugend gegangen. Dazu hat sie keine Lust mehr. Orientierung? Die bekommt sie, als ihr Bruder sie zum Treff seiner Gruppe mitnimmt. Deren Motto: Deutsch denken, Deutsch fühlen, Deutsch handeln. Und der Anführer, Martin, drückt ihr die Hand. So ehrlich. Nicht wie der Stiefvater, der sie immer begrapscht. Vor Martin haben die anderen Respekt. Ein richtiger Kerl. Ob sie ein Referat über Rammjäger beim nächsten Treffen halten kann?
Ramona forscht und entdeckt ihre Helden: Deutsche Jagd­flieger. Sie sollten 1945 per Rammstoß ihre Gegner vom Himmel holen und sich dann per Fallschirm retten. Die Rammjäger kamen noch zum Einsatz - und kurz darauf "Selbstopfer"-Piloten.
Ramona will ein Rammjäger sein. Doch das "heroische" Attentat auf die Synagoge geht schief: Ramona muß in die Jugendstrafanstalt. Von dort erzählt sie ihre Geschichte im Rückblick – überzeugter denn je.
Ein Stück für eine junge Schauspielerin für ein junges Publikum. Einladung zur Diskussion, wie ein Mädchen in die rechtsradikale Szene gerät.
Hochaktuell!
Presse

Westfälische Nachrichten vom 1.12.2014
Aufführungsrechte:
www.litagverlag.de
"Aufrüttelnde Premiere von „Rammjäger“: Endlich ein Vorbild, endlich Orientierung

Sie schreit und tobt schon, bevor sie die Bühne be­tritt: Marie Schütte alias Ramona, eine junge, blonde Frau im Trainingsanzug, meint, sie hätte „nix gemacht“. Dabei war sie an dem Anschlag auf eine jüdische Synagoge beteiligt, im Kampf für ihr großes Vorbild, den „Führer“. Jetzt, in der Jugend­strafanstalt, markieren vier weiße Wände ihr Territorium. Mit Kreide malt die junge Frau den Raum auf den schwarzen Bühnenboden. Wenn sie in ihrem imaginären Bett liegt, wirkt sie plötzlich ganz klein. ... Ramonas Geschichte glaubt man sofort. Da wird ein Mädchen jahrelang vom Stief­vater mißbraucht, die Mutter hat keine Zeit für sie, beruflich bleibt nur die Friseurlehre. Irgendwann nimmt der Bruder sie mit zu einem Treffen seiner rechtsradikalen Vereinigung, und Ramona verliebt sich in Martin, den Anführer. „Die hatten richtig Respekt vor ihm“, erzählt die junge Frau mit leuchtenden Augen, und dass er sie „Blitzmädel“ nannte. Die gemeinsame Parole – „Unsere Ehre heißt Treue“ – hat sie begeistert, ebenso wie die Rammjäger, deutsche Jagdflieger, die sich im Zweiten Weltkrieg opferten, um amerikanische Bomber zum Absturz zu bringen. Jetzt nennt sie sich selbst Rammjägerin: Endlich ein Vorbild, endlich Orientierung in einem Leben, das bis dato nur frustrierte. „Rammjäger“ ist ein spannendes Stück, gibt es doch Einblick in Prozesse, die hinter einer wie auch immer gearteten Radikalisierung stecken können. Cornelia Naumann verurteilt nicht, sondern nimmt die Gesellschaft in die Verant­wortung. Carola von Seckendorffs Inszenierung geht auf, wenn sie das Publikum zum Ansprechpartner macht für diesen jungen Menschen, der sich durch Gewalt selbst zu erhöhen sucht. In Marie Schütte hat sie eine Darstellerin gefunden, die überzeugt, wenn sie mal frustriert, klein und traurig, mal flammend vor Begeisterung auf der Bühne steht. "
Isabell Steinböck